Presseinformation

Salzburg, Juli 2015

Urban Emotions – Perspektive der Bewohner für Stadtplanung nutzen

Das Leben in (Groß-)städten verändert sich. Der anhaltende Zustrom von Menschen in die Städte erfordert die Entstehung neuen Wohnraums. Verkehrs- und Radwege werden ausgebaut. Doch wie „fühlen“ sich Stadtbewohner eigentlich in ihrer Stadt? Wo fühlen sie sich wohl, wo kommen Gefühle wie Unsicherheit oder Angst auf? Und wie können diese Empfindungen in die Stadtentwicklung integriert werden? In einem Forschungsprojekt der Universität Salzburg, Universität Heidelberg und der Harvard University (Boston) wollen Wissenschaftler Menschen und deren subjektive Empfindungen in die Stadtplanung einbinden.

Heidelberg und Boston waren die ersten Stationen, in den nächsten Monaten soll nun auch Salzburg folgen. Dr. Bernd Resch, der am Interfakultären Fachbereich Geoinformatik der Universität Salzburg, Z_GIS und am Geographischen Institut der Universität Heidelberg seine wissenschaftliche Heimat hat, analysiert mit seinem Team die Emotionen von Stadtbewohnern. Dazu werden Testpersonen mit Physiologie-Sensoren in Form eines Brustgurtes und eines Armbandes ausstattet.

Sensoren am Körper liefern Informationen über Empfinden in der Stadt
„Mit den Physiologie-Sensoren können wir verschiedenste Parameter wie Hautleitfähigkeit, Herzschlagvariabilität, EKG oder Körpertemperatur messen. Diese ändern sich abrupt, wenn sich beispielsweise jemand erschrickt“, erklärt Bernd Resch, „mit den Daten wollen wir beispielsweise das Sicherheitsempfinden erfassen. Das kann für einen Fußgänger eine Unterführung sein, für einen Radfahrer eine enge oder stark befahrene Straße. Kennen wir die Angsträume, kann dieses Wissen in die Stadtplanung mit einbezogen werden.“ Die Daten geben aber auch Aufschluss über den Stress, der durch Lärm oder durch Hitze entsteht – oder im positiven Sinne durch Grünflächen in der Stadt.

Subjektive Beobachtungen über „People as Sensors“-App nachvollziehbar
Zusätzlich zu den objektiv gemessenen Sensor-Messdaten werten die Wissenschaftler subjektive Beobachtungen der Testpersonen aus. Die Probanden können über die „People as Sensors“-App auf ihrem Smartphone angeben, wie sie sich in bestimmten Situationen und an bestimmten Orten fühlen.

Öffentlich zugängliche Daten aus sozialen Medien zur Überprüfung
Als weitere Datenquelle nutzen die Forscher öffentlich zugängliche Daten aus sozialen Netzwerken wie Twitter, Facebook, Flickr oder Instagram. Mit diesen Daten stehen ihnen zusätzliche subjektive Daten zur Verfügung. Sie werden den per Sensor gemessenen Empfindungen gegenübergestellt, um die Messergebnisse zu überprüfen.

Daten werden für Stadtplanungsprozess nutzbar aufbereitet
Mit Hilfe des Projekts soll eine andere, neue Sicht auf die Stadt in der Stadtplanung berücksichtigt werden. „Wir überprüfen derzeit, wie belastbar die Daten aus den Sensoren, der App und den sozialen Medien sind und wie sie so aufbereitet werden können, dass sie im Stadtplanungsprozess nutzbar sind“, so Bernd Resch.

Bernd Resch hat das Projekt an der Universität Heidelberg initiiert, an der er ebenfalls lehrt. Dort hat er in einem Team mit Wissenschaftlern aus Heidelberg und Kaiserslautern bereits 2014 Radfahrer als Testpersonen eingesetzt. In den nächsten Monaten werden auch in Salzburg Testpersonen mit Sensoren ausgestattet. In einem ersten Schritt werden dies Radfahrer sein.

Theodor-Körner-Preis für Projekt
Für sein Projekt wurde Bernd Resch von Theodor-Körner-Fonds mit einem Preis aus dem Gebiet der Medizin, Naturwissenschaften und Technik bedacht. Gestiftet wurde der Preis vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT). Das BMVIT hat das Projekt für den Sonderpreis zum Thema „Wirtschaftsorientierte Soziale Innovation“ ausgewählt.

Pressekontakt:
Mag. Maria Graffius
IFFB Geoinformatik Z_GIS | Universität Salzburg
Schillerstraße 30 | 5020 Salzburg
+43 662 8044 7509 | maria.graffius@sbg.ac.at | http://www.zgis.at

Kurzprofil Fachbereich Z_GIS der Universität Salzburg
Der Interfakultäre Fachbereich Geoinformatik – Z_GIS der Universität Salzburg hat sich in den 25 Jahren seines Bestehens in Österreich und auf internationaler Ebene als Kompetenzzentrum im Bereich der Geoinformatik etabliert. Das Z_GIS forscht interdisziplinär und verbindet innovative Grundlagenforschung mit erfolgreicher angewandter Forschung. Dieses Zusammenspiel bildet die Basis für führende postgraduale Studien sowie die Vermittlung von Wissenschaft in der Öffentlichkeit. Das Z_GIS ist mit Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft, mit öffentlichen Organisationen und NGOs weltweit vernetzt. Mit der räumlichen Perspektive leistet das Z_GIS einen wesentlichen Beitrag zu Problemlösungen in Natur- und Sozialwissenschaften, Technik und Management.